Nominiert Bester Indie Titel Seraph 2024

Meinungen zu "Engel unter Mordverdacht"

„Genau diese spielerische Vielfalt macht Spaß, hat mich gut unterhalten und macht Lust auf mehr davon.“
4/5
"C. N. Stance gelingt der Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit."
5/5
„Ein Buch voller Humor, Witz und Spannung.“
5/5
""Engel unter Mordverdacht" ist ein Lesevergnügen, das Spannung, Humor und übernatürliche Elemente geschickt miteinander verknüpft."
5/5

Kapitel 3

»Heast, du Oaschloch!«

Die Stimme war so tief, dass sie in meinen Knochen vibrierte. Ich fühlte mich noch nicht in der Lage, die Augen zu öffnen. Offensichtlich war ich geistig nicht ausreichend auf der Höhe gewesen, um mich für die Zeitreise richtig zu konzentrieren. Ich war, Arsch voran, aus mindestens zwei Metern Höhe auf den Boden aufgeprallt. Das würde einen saftigen, blauen Fleck geben.

»Schleich di, Herrschaftszeiten!«

Der Bass klang nun bedrohlicher. Und näher. Ich kroch blind in die entgegengesetzte Richtung und schüttelte meinen Kopf, um klarer zu werden. Wie so ein alter Köter, der gerade aus dem Wasser kam.

»Jessas. Immer diese B’soffenen!«

»Ich bin nicht besoffen!«, krächzte ich.

Als ob sich mein Körper gegen diese Beteuerung verschwören wollte, gaben meine Arme nach, und ich knallte auf die Seite – in eine Pfütze, die nach abgestandenem Bier und Tabak stank. Ich blinzelte in die Sonne und schluckte das fast Erbrochene wieder hinunter.

»Du … du Wappler kannst mich hören?«

Die Fassungslosigkeit in der Stimme ließ mich aufhorchen, und ich sah mich um. Ich war auf einer engen trostlosen Straße gelandet, die mir vage bekannt vorkam. Von den Häusern war nur die Rückseite zu sehen. Neben einem zerdrückten Karton hockte ein kleines Tier. Gedrungen, haarig, interessante Färbung.

Sonst war es hier menschenleer.

»Natürlich kann ich dich hören. Bist … bist du unsichtbar?«

Probeweise fuhr ich mit einem Arm durch die Luft vor mir, doch ich spürte keinen Widerstand.

»Marandjosef. Dir hat wer ins Hirn g’schissen.« Das kleine, haarige Ding fuhr sich mit der Zunge über große Schneidezähne und trippelte auf den Karton. »Und wer baut ma jetzt mein Bett wieder z’samm?«

Ich kniff die Augen zusammen und setzte mich wackelig auf. Meine Schläfen und der Teil dazwischen fühlten sich an, als ob ein Pfeil drinsteckte. Dafür hatte sich mein Würgreiz etwas beruhigt. Ein gutes Zeichen.

»Du bist aber eine eigenartige Ratte.«

Das Vieh fletschte die Zähne, und seine schwarzen Knopfaugen verfärbten sich rötlich.

»Ich bin keine Ratte, du …«

Etwas Großes, Dunkles sprang über meine Schulter und landete dort, wo vor einer Sekunde noch die Nicht-Ratte gestanden hatte. Mächtige Krallen schabten über den Karton, als es zum nächsten Sprung ansetzte. Ein Hund. Ein verfilzter, wütender Straßenköter.

Kurze Lesung aus „Engel unter Mordverdacht“